08.03.2010: Erster Internet RFC aus Hamburg

Informatiker der HAW Hamburg erhalten Internet RFC 5757 für Leitfaden zur mobilen Gruppenkommunikation

Requests For Comments (RFCs) sind technische Dokumente, die Strategien und Standards für die Entwicklung des Internets festlegen. Sie sind das Ergebnis von jahrelanger Arbeit und Diskussionen einer breiten Fachgemeinschaft von Internet Technologen. Auch das Internet, wie wir es heute erleben, wurde vor Jahren in RFCs spezifiziert. Bisher hat Hamburg diesen weltweiten Internet Entwicklungsprozess nicht aktiv mitgestaltet - nun sind auch die Hanseaten offiziell Teil des Internet Designteams geworden.

"Multicast Mobility in Mobile IP Version 6 (MIPv6): Problem Statement and Brief Survey" lautet der trockene Titel des frischen RFC 5757, welcher einen Leitfaden zur Entwicklung von Gruppenkommunikation (Multicast) im künftigen mobilen Internet festlegt. Im heutigen Internet sind Dienste mit vielen Teilnehmern überaus präsent: Videokonferenzen, Online-Spiele und IPTV sind populäre Programme, die Kommunikation in großen Gruppen erfordern. All diese Anwendungen werden künftig auch auf mobilen Handhelds und Smartphones verbreitet sein.

"Vor sechs Jahren haben wir dieses Thema erstmals vorgestellt", erinnert sich Projektleiter Prof. Thomas Schmidt von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg. "Damals war das Interesse gering, weil viele der kommenden Infotainment-Angebote noch in weiter Ferne lagen. Doch unsere Vorarbeit war erfolgreich. Inzwischen widmet sich eine große, international aktive Arbeitsgruppe der Entwicklung benötigter Protokollstandards."

Die HAW  Hamburg hat deshalb gemeinsam mit link-lab und der University of Aberdeen frühzeitig innerhalb der Internet Research Task Force (IRTF) einen Leitfaden zur Entwicklung solcher mobilen Gruppenkommunikation spezifiziert, der soeben als RFC 5757 verabschiedet wurde. Hierauf aufbauend entwickelt die Internet Engineering Task Force (IETF) unter Mithilfe der HAW, aber auch weiterer Firmen wie Cisco, Ericsson, Nokia Siemens Networks  und Huawei spezialisierte Lösungen für Internet-weite mobile Gruppenkommunikation in der Zukunft.

Diese Arbeit ist ein Ergebnis von Forschungsprojekten der Hamburger Internet Technologen um Prof. Thomas Schmidt, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. In den Projekten Moviecast und HAMcast versuchen die HAW Informatiker, Multicast zu einem universell verfügbaren, standardisiert nutzbaren Internet-Dienst zu entwickeln. Künftig, so das Konzept, soll eine Betriebssystem-Middleware dafür sorgen, dass Konferenzsysteme, Spiele und Infotainment-Angebote zuverlässiger, schneller, kostensparender und mobil ablaufen können. Diese Middleware wird zurzeit von der HAW mit Partnern entwickelt.

 

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Pressekontakt & Ansprechpartner:

Prof. Dr. Thomas C. Schmidt
HAW Hamburg, Dept. Informatik
Berliner Tor 7
20099 Hamburg
E-Mail: schmidt@informatik.haw-hamburg.de
Tel: +49-40.42875 – 8452, Fax: +49-40.42875 – 8409
Web: http://www.haw-hamburg.de/inet


Über die Forschungsgruppe INET an der HAW Hamburg

Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) ist die zweitgrößte Hochschule der Hansestadt und die drittgrößte Fachhochschule in der Bundesrepublik. Die HAW Hamburg gliedert sich in 4 Fakultäten: Design, Medien und Information; Life Sciences; Wirtschaft und Soziales sowie Technik und Informatik mit insgesamt 17 Studiendepartments. Rund 12 300 Studierende werden von 370 Professorinnen und Professoren sowie ca. 300 Lehrbeauftragten betreut. Im Jahr 2008 beendeten 1624 Studierende an der HAW Hamburg ihr Studium erfolgreich.

Das Internet der Zukunft, mobile Multimedia-Netze, P2P-Technologien und das Semantic Web sind die gegenwärtigen Themen von Prof. Dr. Thomas Schmidt aus der HAW Hamburg und seiner Forschungsgruppe INET. Zusammen mit Nachwuchswissenschaftlern, Studenten und Kooperationen aus dem In- und Ausland entwickelt er Konzepte und praxistaugliche Lösungen. Im Mai 2009 erhielt Schmidt mit Partnern den 10.000 EUR dotierten International IPv6 Application Contest Award. Die HAW Hamburg leitet das Projekt HAMcast in den German Laboratories (G-Lab) zur Erforschung eines sicheren, zuverlässigen und skalierbaren Internets der Zukunft. Damit die Ideen nicht in Schubladen verschwinden, beteiligen sich Schmidt und sein Team aktiv an der Internetstandardisierung innerhalb der Internet Engineering Task Force (IETF).

Weitere Informationen: http://www.haw-hamburg.de/inet